Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter

Der erste kecke Zahn zeigt sich im Lächeln eines Babys und sofort macht er die WhatsApp-Runde im Freundeskreis seiner verzückten Eltern.

Ein putziger Milchzahn, der dem kleinen Erdenbürger für die nächsten paar Jahre als Kauwerkzeug dienen wird, jedoch dann seinem bleibenden Nachfolgemodell Platz machen muss.

DAS GEBISS – EIN KURZER EXKURS

Ab dem 6. Lebensmonat brechen die ersten Zähne durch, deren strahlend weiße Farbe dem Milchgebiss seinen Namen gibt. Es umfasst 20 Zähne und sollte bis rund um den 30. Lebensmonat komplett zu sehen sein. Die „Geburt“ der Kauwerkzeuge ist schmerzhaft und verursacht beim Säugling zumeist Unruhezustände und Unwohlsein, manche Kinder fiebern. Der Wechsel zum bleibenden Erwachsenengebiss beginnt zwischen dem 6. und 8. Lebensjahr mit dem Verlust der mittleren Milch-Schneidezähne. Insgesamt erscheinen 28 Zähne bis zum Teenager-Alter. Auf das vollständige Gebiss von 32 Kauinstrumenten fehlen dann noch 4 Weisheitszähne, die – falls überhaupt vorhanden – meist frühestens ab dem 17. Lebensjahr durchbrechen oder aufgrund einer falschen Lage vom Zahnarzt herausoperiert werden müssen.

Der sichtbare Teil eines Zahnes, der aus dem Zahnfleisch herausragt, wird als Krone bezeichnet, im Kieferknochen verankert ist die Wurzel. Im Inneren des Zahnes findet sich das Mark (Pulpa), in welchem Blutgefäße und Nervenbahnen verlaufen. Umgeben ist das Zahnmark vom Zahnbein (Dentin), das hart aber elastisch ist. Die äußerste Schicht der Krone besteht aus Zahnschmelz und fungiert als Schutz für den Zahn. Er ist die härteste Substanz im Körper und aus Kalziumphosphat und anderen Mineralstoffen aufgebaut.

KARIES: die zerstörerische Kraft von Streptococcus mutans und Zucker

Der gesamte Mundraum ist mit Mundschleimhaut ausgekleidet, welche durch den Speichel ständig befeuchtet wird. Dieser enthält ein Zucker-spaltendes Enzym und Schleimstoffe. Er hat eine leicht reinigende und antiseptische Wirkung und stärkt durch enthaltenes Calcium und Phosphat den Zahnschmelz. Der Speichel kann durch seine Pufferwirkung schädliche Säuren bis zu einem gewissen Grad neutralisieren. Diese entstehen, wenn mit der Nahrung aufgenommener Zucker durch Bakterien im Mund zersetzt wird. Diese Bakterien (hauptsächlich Streptococcus mutans) werden schon im Babyalter von Mensch zu Mensch übertragen und haften am gelblich-weißen Zahnbelag (Plaque). Die entstehenden Säuren greifen den Zahnschmelz an, er wird weich und helle bis bräunliche Flecken entstehen, die zu Beginn durch Zahnpflege und Anwendung von Fluoriden wieder beseitigt werden können. Andernfalls manifestieren sich die Flecken als Karies (=Zahnfäule). Solange diese nicht bis zu den Nervenbahnen vorgedrungen ist, spürt das Kind (oder der Erwachsene) nichts davon. Karies ist nicht reversibel (umkehrbar), sie muss vom Zahnarzt abgetragen, das Loch gesäubert und mit einer „Plombe“ wieder verschlossen werden. Das Surren des Bohrers und die leider nicht ganz vermeidbaren Schmerzen sind in vielen Fällen Auslöser für eine „Zahnarztphobie“, die sogar viele Erwachsene vom regelmäßigen Kontrollbesuch beim Zahnarzt abhält. Eltern ist dringend zu empfehlen, zu Beginn mit ihrem Kind eine Zahnordination zu wählen, die auf eine spielerische Behandlung von kleinen Patienten spezialisiert ist.

Damit der „böse“ Bohrer erst gar nicht zum Einsatz kommt, gilt es schon den Kleinsten beizubringen, die Zähne gründlich zu reinigen. Dadurch wird der bakterientragende Zahnbelag regelmäßig entfernt. Andernfalls wird dieser wasserunlöslich und entwickelt sich zum nicht mehr entfernbaren Zahnstein, unter dem Bakterien und Säuren den Zahnschmelz weiter abbauen. Zudem ist der Zahnschmelz der bleibenden Zähne erst nach etwa 3 Jahren so widerstandsfähig wie bei einem Erwachsenen.

Da das Zahnfleisch dem festen Halt der Zähne dient, muss es ebenfalls möglichst gesund erhalten werden. Am oberen Ende liegt es nicht ganz am Zahn an, sodass eine kleine Furche entsteht. Darin können sich – bei ungenauer Mundhygiene – Speisereste und Ablagerungen sammeln, die zu bakteriellen Entzündungen führen.

Was ZAHNÄRZTE EMPFEHLEN: schon der erste Zahn will geputzt sein!

Mit einer weichen Bürste, einem Wattestäbchen oder einer Fingerzahnbürste mit Noppen und ein bisserl’ Wasser sollte Mama oder Papa schon von Beginn weg einmal täglich die kleinen Zähnchen reinigen, am besten mit viel Hokuspokus und Spaß dabei. Der spielerische „Einstieg“ in dieses lebenslange Procedere ist wichtig, muss doch der kleine Mensch einmal geködert werden für diese leidige Tätigkeit. Bei Verwendung von Kinderzahnpasta ist zu bedenken, dass diese von den Kleinsten meist verschluckt wird, besonders wenn sie gut schmeckt.

Zähneputzen Kinder
Ab einem Alter von ca. drei Jahren kann
das Kind unter Anleitung beginnen selbst
Zähne zu putzen.

Ab einem Alter von 2 Jahren sollte 2mal täglich geputzt werden. Ab 3 Jahren kann das Kind selbst beginnen unter der Anleitung und Kontrolle eines Elternteiles, seine Zahnbürste zu verwenden.
Die richtige Vorgehensweise richtet sich nach der KAI-Regel in 3 Stufen:

  • Kauflächen putzen.
  • Das Kind macht „Kreise“ über die ganze Außenfläche des Gebisses.
  • Reinigen der Innenseiten von unten nach oben.

Zahnärzte empfehlen Eltern bis ins Schulalter hinein die Zahnpflege des Kindes zu überprüfen und gegebenenfalls nach zu putzen. Erst dann ist der Ablauf entsprechend automatisiert, auch wenn das Zähneputzen nervt. Elektrische Kinderzahnbürsten erleichtern oft das ungeliebte Ritual, müssen jedoch auch richtig geführt werden.

Je älter das Kind wird, desto mehr sollte sich die tägliche Zahnhygiene an den Standard eines Erwachsenen anpassen. Optimal ist folgendes Pflegeprogramm:

  • Nach dem Frühstück: 3 – 5 Minuten putzen
  • Untertags: nach jeder Mahlzeit ca. 1 Minute putzen oder Zahnspüllösungen bzw. Zahnkaugummi verwenden.
  • Abends (nach der letzten Mahlzeit bzw. zuckerhältigem Getränk): Entfernung des Zahnbelages durch mind. 5 Minuten Putzen und anschließende Säuberung der Zahnzwischenräume. Dazu eignen sich Zahnseide und Interdentalbürsten.

ERNÄHRUNG: das Um und Auf der Vorbeugung

Die größte Bedeutung in der Vermeidung von Karies haben die Speisen und Getränke, die Kinder zu sich nehmen. Zucker- und stärkehaltige Produkte wie süße Limonaden, Schokolade und Bonbons aber auch zB. Chips oder Pizza sind das beste Substrat für Karies-Bakterien, die dadurch wohlgenährt ihr zer-störerisches Werk fortsetzen können.

Der Artikel Zähneputzen wie die Grossen ist erstmals auf APOgesund.at erschienen.