Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter |

Heulend durch die jubelnde Natur.

Sie fliegen wieder. Winzige Pollenkörner von blühenden Bäumen und Sträuchern, später auch Kräutern und Gräsern, die etwa 20% ÖsterreicherInnen einen unliebsamen Frühlingsbeginn bescheren.

Treffen die Pollen mit der eingeatmeten Luft auf die Schleimhäute von Betroffenen, lösen sie eine allergische Reaktion aus. Der Körper hält sie für schädlich und ruft die Immunabwehr auf den Plan. Dies passiert aber erst, nachdem unser Immunsystem diese speziellen Pollen (oder einen anderen spezifischen Stoff) bereits einmal kennengelernt hat (symptomlose „Erstreaktion“) und sie sich – warum auch immer – als schädlichen Eindringling vorgemerkt hat. Durch die allergische Reaktion werden Histamin und Leukotriene im Körper ausgeschüttet und führen zu tränenden Augen, Niesen, Fließschnupfen und einem „dummen“ Kopf – die typischen Anzeichen einer allergischen Rhinokonjunktivitis, umgangssprachlich als Heuschnupfen bekannt.

In diesem Stadium empfindet man die allergische Reaktion als lästig und unangenehm, sie ist aber im Grunde harmlos. Später entwickeln sich mitunter ernst zu nehmende Symptome oder die Beschwerden des Allergiebeginns werden abgelöst: Husten, Atembeschwerden bis hin zum Asthma sind Folgen eines so genannten „Etagenwechsels“ (die Beschwerden „rutschen nach unten“). Auch Ohrenentzündungen, Lidödeme, Nasen-nebenhöhlenentzündungen, Hautauschläge, Ekzeme und Schlafstörungen können sich als Begleiterkrankung entwickeln. Ganz ähnliche Beschwerden verursachen auch andere Allergie-auslösende Stoffe (=Allergene) wie Hausstaubmilben, Tierhaare oder Schimmelpilz. Davon sind etwa 15% der Bevölkerung betroffen.

Das beste Mittel gegen die allergische Reaktion ist natürlich, erst gar nicht mit dem auslösenden Stoff in Kontakt zu kommen!
Die Pollen- Saison dauert lang, denn Gräser, Bäume und Kräuter blühen zu unterschiedlichen Zeiten. Damit Sie sich auf die für Sie kritische Zeit schon vorbereiten können, sollten Sie im Vorfeld einen Allergie-Test beim Arzt durchführen lassen, damit Sie wissen, auf welche Stoffe Sie reagieren.

Für Pollen-Allergiker gibt es die jeweils aktuelle Pollenflug-Vorhersage online unter
www.pollenwarndienst.at bzw. www.polleninfo.org

Vorbeugende Tipps bei Heuschnupfen:

  • Informieren Sie sich über die aktuelle Pollenflug-Situation bevor Sie im Freien etwas planen.
  • Spülen Sie regelmäßig Ihre Nasenschleimhäute mit physiologischer Kochsalzlösung, um sie gesund und abwehrstark zu erhalten. Zum Schutz der Augen gibt’s befeuchtende und beruhigende Augentropfen.
  • Verwenden Sie in Ihrem Wohnbereich oder im Auto Luftreiniger, Pollenschutzgitter oder Pollenfilter.
  • Vermeiden Sie Sport in pollenbelasteter Umgebung
  • Mähen Sie Ihren Rasen nicht selbst
  • Lassen Sie Ihre Wäsche nicht im Freien trocknen
  • Verbringen Sie Ihren Urlaub wenn möglich am Meer oder in den Bergen
  • Anwendung ausgesuchter Arzneimittel im Vorfeld der Allergen-Freisetzung (Traganth-wurzel, Antihistaminika)

Arzneimittel in der Selbstmedikation und Alternativen:

  • Alpha-Sympathomimetika: (Oxymetazolin, Xylometazolin, Tramazolinhydrochlorid, u.a.)
    Nasensprays – schnelle Hilfe bei verstopfter Nase, Abschwellung der Schleimhaut
    Achtung: nicht länger als eine Woche anwenden! Eventuell zur Befeuchtung oder Weiterbehandlung zusätzlich einen Meerwasser-Spray verwenden.
  • Antihistaminika
    Anwendung auch vorbeugend möglich

    • reine Mastzellenstabilisatoren (Cromoglicinsäure): verringern die Freisetzung von Histamin am Wirkort, Anwendung als Nasenspray
    • Antihistaminika: unterdrücken die Histamin-Ausschüttung
      Loratadin, Desloratadin, Cetirizin, Levocetirizin u.a.: in Tablettenform zum Einnehmen.
      Beachte: einige Wirkstoffe machen müde und beinträchtigen die Reaktionsfähigkeit
      Azelastin, Levocabastin u.a.: lokale Anwendung als Nasenspray oder Augentropfen
  • Pflanzliche Mittel
    Traganthwurzel „neutralisiert“ Allergie-auslösende Stoffe. Die Empfindlichkeit gegenüber Allergenen wird herabgesetzt und dadurch die Histaminausschüttung verringert – Anwendung bereits ab Beginn der Saison!

Achtung: Im Falle eines allergischen Schocks (Schwellung der Haut, Ausschläge, Blutdruckabfall, Übelkeit, Kreislaufkollaps usw.) muss SOFORT die Rettung gerufen werden, da dieser auch tödlich enden kann!

WICHTIGER HINWEIS: Bei anhaltenden oder heftigen Beschwerden sowie bei oben beschriebenem „Etagenwechsel“ ist eine ärztliche Diagnosestellung und weiterführende medikamentöse Therapie erforderlich!